Fachkräftemangel – die Versicherungsbranche sorgt sich um Nachwuchs
In einer Studie der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), der berufsständischen Vertretung der Finanz- und Versicherungsmathematiker*innen in Deutschland und ihrer wissenschaftlichen Schwestervereinigung der Deutschen Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik (DGVFM), wurden 12 Hochschulen in Deutschland zur Entwicklung mathematischer Studiengänge befragt. 10 der 12 befragten Hochschulen verzeichneten in den vergangenen fünf Jahren rückläufige Anfängerzahlen im Bereich Mathematik/Wirtschaftsmathematik. Dabei bezifferten die Hochschulen die Rückgänge zwischen 13 und 52 Prozent.
Mangel an qualifizierten Versicherungsmathematiker*innen
„Wir spüren schon heute einen Mangel an qualifizierten Mathematikern“, erläutert Dr. Bader, Vorstandsvorsitzender der DAV, in einem Interview mit der FAZ. „Es ist nicht einfach, offene Stellen zu besetzen“. Diese Einschätzung deckt sich mit der Studie der DAV/DGVFM – die Mehrheit der befragten Lehrenden erwartet in den kommenden Jahren leicht rückläufige Anfängerzahlen bzw. eine Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau. Dr. Bader schätzt, dass rund 2.000 bis 3.000 Versicherungsmathematiker*innen fehlen, der Bedarf an Aktuar*innen aber eher steigen würde.
Einen Grund für die rückläufige Anzahl der Studienanfänger liegt nach Einschätzung der befragten Hochschullehrenden unter anderem an der Konkurrenz der Studiengänge um mathematisch interessierte Schulabgänger. Insbesondere Informatik, KI und Data Science stehen dabei in unmittelbarer Konkurrenz zum Studium der Mathematik oder Wirtschaftsmathematik. Die Hochschulen reagieren darauf, indem die Ausrichtung auf moderne Methoden der Statistik und maschinelles Lernen verstärkt wird und neue Studiengänge, wie Techno-Mathematik bzw. Fernstudiengänge eingeführt werden.
Mathematiker*innen-Mangel frühzeitig entgegenwirken
Auch der Berufsverband DAV und die DGVFM versuchen dem Mathematiker*innen-Mangel und dem daraus resultierenden Aktuar*innen-Mangel entgegenzuwirken und bauen den Kontakt zu den Hochschulen weiter aus, um Studierende frühzeitig auf die vielfältigen Karrierechancen als Aktuar*in hinzuweisen. Vorträge an Hochschulen, Vermittlung von Praktika, Workshops oder Unternehmensbesuche für Studierende sind dabei nur einige der Aktivitäten, die den Student*innen das Berufsfeld des Aktuars näher bringen sollen. Auch an den Schulen soll bereits frühzeitig mehr Interesse für den Bereich Mathematik generiert werden. Hierzu werden Schulmaterialien, Lehrerfortbildungen und Vorträge von Praktikern an Schulen angeboten.