Interview mit Sarah Schadek-Keane: Professionelle Tipps für die Bewerbung in jeder Phase Ihrer Karriere

Welche Ratschläge können Sie Fachkräften geben, um sich auf ihre Bewerbung(en) vorzubereiten?

Lesen Sie die Stellenausschreibungen, die Sie interessieren, sorgfältig durch und gehen Sie von der Aufgabenbeschreibung aus, um festzustellen, ob eine Stelle für Sie in Frage kommt ist, und nicht von dem Niveau, das die Stelle vorsieht/anzeigt, oder den Qualifikationen, die für die Stelle verlangt werden. Es gibt Qualifikationen wie Sprach- oder Programmieranforderungen, die erfüllt werden müssen. Bei der Erfahrungsstufe gibt es jedoch in der Regel Verhandlungsspielraum. Es sei denn, es handelt sich um Führungspositionen.

Was würden Sie als wesentliche Informationen in einem Lebenslauf bezeichnen?

Die aktuelle Position bzw. die letzte Position in Ihrem Lebenslauf sollte einen guten Überblick über die Aufgaben geben, auf die Sie sich konzentriert haben; hier beziehe ich mich vor allem auf die technischen/hard skills. Wir beobachten derzeit eine Zunahme von Bewerbern, die Soft Skills in ihrem Lebenslauf erwähnen; dies kann zwar als Zusatz verwendet werden, wird aber von der Person sehr subjektiv bewertet und sollte idealerweise durch eine zusätzliche Ausbildung untermauert werden. Ein Beispiel: Wenn Sie in Ihrem Lebenslauf Projektmanagement erwähnen, suchen Arbeitgeber nach Zertifizierungen wie PMP, Lean Six Sigma oder zumindest Prince2; wenn Sie noch keine dieser Zertifizierungen erworben haben, würde ich diese spezielle Erfahrung nur in einem Vorstellungsgespräch erwähnen, in dem Sie den Rahmen des Projekts (Budget, beteiligte Personen usw.) darlegen und hervorheben können, was Sie daraus gelernt haben.

Ein weiterer Punkt, den Sie hervorheben sollten, ist die Bewertung Ihres Niveaus, wenn Sie Fähigkeiten wie Sprachen und Programmier- / IT-Kenntnisse erwähnen; wenn Sie sich entscheiden, zu erwähnen, dass Sie ein gutes oder besseres Niveau in einer Sprache oder einer Programmiersprache haben, sollten Sie damit rechnen, dass Sie im Vorstellungsgespräch darauf getestet werden. Also bewerten Sie bitte nach Ihren Fähigkeiten und nicht danach, was der Arbeitgeber hören möchte!

Könnten Sie darüber hinaus einige Grundregeln für die Form und Länge eines Lebenslaufs aufstellen? Worauf sollten Bewerber beim Verfassen eines Motivationsschreibens achten?

Leider gibt es darauf keine einheitliche Antwort, da dies von dem Unternehmen abhängt, bei dem Sie sich bewerben. Heutzutage sollten Sie zwei Versionen Ihres Lebenslaufs haben, eine englische und eine deutsche, wenn Sie sich bei Unternehmen mit Schwerpunkt in Deutschland sowie bei internationalen Zentralen bewerben, da Sie mit einer deutschen Version bei Unternehmen wie Allianz, ERGO, Munich Re, Gen Re usw. nicht weit kommen und umgekehrt. Wir haben in letzter Zeit beobachtet, dass immer häufiger nur der Name des aktuellen Arbeitgebers und die Bezeichnung der Funktion des Bewerbers angegeben werden. Dies ist für beide Versionen nicht ausreichend; Sie sollten mindestens 3-4 Aufgaben für jede Vollzeitstelle, die Sie jemals innehatten, aufführen, um einen Eindruck von Ihren Fähigkeiten zu vermitteln. In Anbetracht dessen ist es wahrscheinlich, dass Ihr Lebenslauf 2-3 Seiten umfassen muss, was in Ordnung ist, je nachdem, wie viel Berufserfahrung Sie insgesamt haben.

Mein Tipp für ein Motivationsschreiben: Schreiben Sie kein allgemeines Anschreiben! Die Unternehmen wollen sehen, dass Sie die Stellenbeschreibung sorgfältig gelesen und sich über den potenziellen Arbeitgeber informiert haben, was im Motivationsschreiben erwähnt werden sollte. Das Anschreiben ist auch gut geeignet, um anstelle des Lebenslaufs Ihre Soft Skills offenzulegen, indem Sie Situationen erwähnen, in denen Sie eine bestimmte relevante Fähigkeit erlernt haben. Vergessen Sie bitte auch nicht, was Sie zu dieser Bewerbung bewegt; es ist wichtig, dass potenzielle Arbeitgeber eine Vorstellung davon bekommen, warum Sie sich verändern wollen, noch bevor Sie zu einem ersten Vorstellungsgespräch eingeladen werden!

Arbeitgeber scheinen Soft Skills mehr zu schätzen als früher. Wie können Bewerber ein ausgeglichenes Verhältnis Ihrer Fähigkeiten finden?

Identifizieren Sie Ihre Stärken und heben Sie sie hervor, indem Sie zusätzliche Qualifikationen erlangen. Versuchen Sie zudem, diese in Ihrem Arbeitsumfeld zu erweitern (bitten Sie Ihr Team oder Ihren Chef auch hier um Hilfe). Keiner ist in allem gut, also geht es darum herauszufinden, wo Sie wirklich glänzen, und dies zu nutzen, um in Ihrer Position und Karriere voranzukommen. Nicht jeder kann eine Führungspersönlichkeit sein und nicht jeder fühlt sich wohl, wenn er mit großen/mehreren Gruppen spricht und Stakeholder verwaltet; denken Sie über Ihre eigenen Stärken nach, holen Sie sich auch externes Feedback dazu ein und finden Sie heraus, was am besten zu Ihnen passen würde! Sind Sie technisch sehr versiert und lieben das Programmieren? Versuchen Sie, ein Experte in R, Python oder ähnlichem zu werden! Sind Sie außergewöhnlich gut im Modellieren / Erstellen von Modellen im Risikobereich? Machen Sie den CERA, FRM, GARP oder eine andere zusätzliche Risikoqualifikation, um Ihre Fähigkeiten zu unterstützen.

Ein starker Auftritt bei einem Vorstellungsgespräch gilt als entscheidend. Welches sind die wichtigsten ‘Do's und Don'ts‘?

Da die meisten Vorstellungsgespräche heutzutage virtuell stattfinden, sollten Sie sicherstellen, dass Sie über die richtigen Computer-/Mobileinstellungen und einen guten Kamerawinkel verfügen; halten Sie während des Gesprächs einen festen Platz ein und bewegen Sie sich nicht, da dies den Gesprächspartner ablenken könnte. Die folgenden Hinweise gelten für jedes Interviewformat und können auch für den ersten Telefonkontakt nützlich sein.

Do‘s:

• Machen Sie einen guten ersten Eindruck, indem Sie pünktlich erscheinen und dem Anlass entsprechend gekleidet sind.
• Verkaufen Sie Ihre Stärken und Ihr Fachwissen!
• Bereiten Sie Fragen zu Ihrer Rolle und zum Unternehmen vor, für das Sie sich bewerben; die meisten Stellenbeschreibungen sind eher allgemein gehalten, sodass Sie wahrscheinlich noch kein klares Bild von der Funktion haben, wo diese angesiedelt ist und welche täglichen Aufgaben damit verbunden sind.
• Erwähnen Sie Schwächen zuerst, wenn Sie nach Stärken und Schwächen gefragt werden – niemand ist perfekt, und wenn Sie in einem Vorstellungsgespräch die Schwächen vor den Stärken erwähnen, wirken Sie reflektierter und die Gesprächspartner werden sich eher an Ihre Stärken erinnern, da Sie diese zuletzt erwähnt haben!
• Halten Sie Augenkontakt und sorgen Sie dafür, dass Ihr Gesprächspartner das Gefühl hat, dass Sie ihm zuhören.

Dont‘s:

• Sprechen Sie nicht schlecht über Ihren derzeitigen Arbeitgeber.
• Schauen Sie nicht auf Ihr Handy! Lassen Sie es während des Vorstellungsgesprächs ausgeschaltet oder im Flugmodus.
• Wenn Sie nach Stärken und Schwächen gefragt werden, geben Sie keine Schwäche an, die eher als Stärke angesehen wird, z. B. "ein Workaholic zu sein".
• Verwenden Sie keine langen Sätze und lenken Sie nicht von einer Frage ab! Wenn Sie die Antwort nicht wissen, seien Sie ehrlich und sagen Sie, dass Sie es nicht wissen, sich aber gerne weiterbilden/nachlesen würden, anstatt abzulenken und etwas zu erwähnen, das Sie schon wissen.
• Unterbrechen Sie Ihren Gesprächspartner nicht während des Gesprächs.
• Seien Sie ehrlich! Geben Sie nicht vor, etwas zu wissen oder ein Experte auf einem Gebiet zu sein, denn das wird eher früher als später getestet werden, und es macht immer einen schlechten Eindruck, wenn Sie nicht auf dem Niveau sind, auf dem Sie damals angegeben haben! Verkaufen Sie lieber zu wenig und liefern Sie dann zu viel, als dass es umgekehrt ist.

Insgesamt verbessern eine gute Interviewtechnik und -vorbereitung (vom Verfassen des Lebenslaufs bis zur angemessenen Kleidung für ein Vorstellungsgespräch) Ihre Chancen, sich dem Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben, von Ihrer besten beruflichen Seite zu zeigen. In jeder Branche können Sie erfolgreich sein, wenn Sie klar und ehrlich sind und Ihre Erfahrung und Ihr Wissen unter Beweis stellen können.

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